Aktienrente: Wenn Eltern die Zukunft ihrer Kinder verzocken

Millionen Demonstranten, Proteste, Streiks und brennende Autos. In Frankreich herrschen bürgerkriegsähnliche Zustände, weil die Regierung das Rentenalter von 62 auf 64 erhöht hat. Der steife Deutsche lässt sich zu solch emotionalem Handeln nicht verleiten. Und das, obwohl sich die Ampelkoalition erlaubt, in einer der größten Täuschungsaktionen des Jahrzehnts die ohnehin schmale Rente der jungen Generation zu verzocken. Eine Abrechnung mit der geplanten Aktienrente.

Die Aktienrente ist ein Projekt, bei dem Geld kreditfinanziert im Kapitalmarkt investiert wird, um mit den Erträgen die gesetzliche Rente aufzubessern. Das Argument: Die Aktienrente entlaste das Rentensystem und damit die jungen Erwerbstätigen. Hand aufs Herz: Würden Sie mit geliehenem Geld Aktien kaufen? Durch die Kreditzinsen schmälert sich nicht nur Ihr Ertrag, sondern es steigern sich auch die möglichen Verluste. Im schlimmsten Fall trifft Sie eine konjunkturelle Krise an mehreren Fronten.

Grundsätzlich ist die Beteiligung am Erfolg von Volkswirtschaften in Form von Aktien kein Glücksspiel. Es ist eine Beteiligung mit allen Höhen und Tiefen. Und diese lassen sich mittel- und langfristig gut aushalten. Unerfahrenen Anlegern – als solcher muss die Bundesregierung gelten – werden bei einer Anlageberatung auf Kreditbasis aber maximal Staatsanleihen angeboten. Bei einem kreditfinanzierten Investment in risikoreiche Anlagen arbeitet der Staat gegen die Prinzipien seiner eigenen Gesetze zum Schutz der Verbraucher, trinkt demnach Wein und predigt Wasser.

Die Finanzierung, die sich wegen des nach und nach zurückzuzahlenden Kredits auf zukünftige Steuereinnahmen stützt, eröffnet aber noch ein viel größeres Problem. Die Beitragszahlung und der Genuss der Erträge werden de facto voneinander abgekoppelt. Da junge Menschen im Vergleich zu Rentnern höhere Einkommen haben, zahlen sie mehr Steuern und tragen die Aktienrente maßgeblich. Die ersten Erträge, die Mitte der 2030er Jahre aus dem Anlagefonds abgerufen werden sollen, wandern allerdings gesetzlich verankert direkt zur Rentenversicherung, um das Rentenniveau stabil zu halten.

Davon profitiert die für das Problem verantwortliche Generation der Babyboomer mit höheren Renten, während die junge, arbeitende Bevölkerung die Zeche zahlt. Kapitaldeckung? Fehlanzeige! Vielmehr ein Umlageverfahren finanziert aus Steuermitteln.

Besser machen es die Schweden. Dort werden 2,5 Prozent des Bruttolohnes eines jeden Erwerbstätigen im Rahmen der schwedischen Rentenversicherung in Aktienfonds investiert. Der Bürger kann dieses Portfolio sogar selbstständig aus mehreren hunderten Fonds zusammensetzen. Das eingezahlte und erwirtschaftete Kapital steht dann jedem Bürger individuell für seine Altersvorsorge zur Verfügung und unterstützt die gesetzliche Rente kapitalgedeckt. Einzahlungen belasten jede Person individuell und die Erträge sind auf dieselben geschlüsselt.

Die Aktienrente wie sie die Ampelkoalition plant, ist daher eine Mogelpackung. Sie entlastet die junge arbeitende Bevölkerung nicht. Vielmehr stellt sie einen steuerlichen Zuschuss zur Rentenversicherung dar, der mit etwas Kapitalrendite gewürzt die Gemüter beruhigen soll. Die Chance, einen Teil der Rentenversicherungsbeiträge der Deutschen zu nutzen, um eine Kapitaldeckung der Rente aufzubauen, die jedem sein individuelles Stück vom Kuchen zuspricht, wird verzockt.

Einmal mehr beweist die „Fortschrittskoalition“ ihre Unfähigkeit zu tatsächlicher Veränderung. Durch die Hintertür wird „Business as usual“ betrieben, was zu höheren Rentenbeiträgen, sinkenden Rentenbezügen und längeren Lebensarbeitszeiten führen muss. Zumindest den Mut zum Widerstand sollten wir aus Frankreich importieren. Heugabel und Fackel können gut durch Laptop und Social Media ersetzt werden.  


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Kommentare

1 Antwort zu „Aktienrente: Wenn Eltern die Zukunft ihrer Kinder verzocken“

  1. Avatar von Chervin Asgari Farahani
    Chervin Asgari Farahani

    Das Versäumnis der Babyboomer, das Rentensystem rechtzeitig der demografischen Entwicklung anzupassen, darf nicht durch noch weitere steuerfinanzierte Programme die Belastung auf die jüngeren Generationen zusätzlich erhöhen. Nicht nur die schwedische Version einer Aktienrente ist der geplanten deutschen vorzuziehen. In Schweden wird auch das Rentenniveau flexibel angepasst. Auch nominale Rentenkürzungen sind hierbei möglich. Das sollte auch in Deutschland kein Tabu sein.

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