Deutschlands Bildungslandschaft ist wie ein Labyrinth mit unzähligen Wegen und Sackgassen. Doch während einige Bundesländer die „Goldader des Wissens“ zu bergen scheinen, irren andere in einem Dickicht aus Ungleichheiten und Qualitätsunterschieden umher. Ist es Zeit für einen Bildungswandel, der nicht nur Gerechtigkeit und Chancengleichheit, sondern auch Qualitätsstandards für alle verspricht?
Es ist an der Zeit, dass Deutschland die Fesseln des Bildungsföderalismus abstreift und nach einem gemeinsamen Weg sucht, der allen Schülern gleiche Chancen und einheitliche Qualitätsstandards bietet. Derzeit führen nicht nur die uneinheitliche Gestaltung des Abiturs, sondern auch die qualitativen Unterschiede in Wissen, Kenntnissen und Kompetenzen zu einem Spielfeld, auf dem Schüler aus verschiedenen Bundesländern mit ungleichen Chancen antreten.
Die Gerüchte über ein Nord-Süd-Gefälle im deutschen Bildungssystem sind mehr als nur Mythen. Sie spiegeln eine Realität wider, in der das Abitur in manchen Bundesländern nicht nur anspruchsvoller ist, sondern auch inhaltliche Differenzen aufweist. Dies führt zu einer verzerrten Wahrnehmung von Leistung und einem Gefühl der Ungerechtigkeit unter Schülern und Eltern. In welchen Fächern Abiturprüfungen abgelegt werden, ist nämlich nicht fest geregelt und so hat jedes Bundesland seine individuellen Bestimmungen. Während in Baden-Württemberg beispielsweise Mathematik als Abiturprüfung belegt werden muss, ist Mathematik in Sachsen-Anhalt kein Muss.
Die Bildungshoheit der Bundesländer mag ein heiliges Prinzip sein, aber sie darf nicht auf Kosten der Bildungschancen und der Kompetenzen unserer Jugend gehen. Ein gemeinsames Kernabitur, das auf nationalen Bildungsstandards basiert, wäre der erste Schritt, um sicherzustellen, dass alle Schüler dieselbe Chance haben, wenn es beispielsweise um die Vergabe eines Studienplatzes geht. Bisher ist die Wertigkeit eines Abiturs von Bundesland zu Bundesland verschieden. Das ist nicht nur unfair bei der Vergabe, sondern auch unnötig komplex. Es verursacht zu viel Bürokratie und hohe Kosten.
Das Konzept eines gemeinsamen Kernabiturs zielt nicht darauf ab, eine umfassende zentrale Abiturprüfung einzuführen. Stattdessen sieht es einen verbindlichen Kern von Fächern und Themen vor, während den Bundesländern Gestaltungsmöglichkeiten für die Wahl von Profil- oder Kernfächern erhalten bleiben. So wird das langfristige Ziel verfolgt, nationale Bildungsstandards zu sichern und gleichzeitig eine gewisse Flexibilität zu gewährleisten.
Andere Länder haben es bereits geschafft, eine ausgewogene Balance zwischen regionaler Autonomie und nationaler Vergleichbarkeit zu finden. Ein Beispiel dafür sind die Niederlande, die zeigen, wie verschiedene Schulsysteme koexistieren können, während gleichzeitig ein einheitliches Abschlussniveau gewährleistet wird. Die nationalen Abschlussprüfungen wie das VWO-Examen sorgen dafür, dass alle Schülerinnen und Schüler unabhängig von ihrem Bildungsweg auf einem vergleichbaren Standard geprüft werden.
Deutschland sollte von solchen Erfahrungen lernen und sich auf den Weg zu einer gerechteren Bildung machen.
Titelbild: Unsplash (https://unsplash.com/de/fotos/luftaufnahme-eines-kreisformigen-labyrinths-in-einem-park-OjrmUvnkMYs)
Kommentar verfassen