Emotionen statt Argumente

Wahlkampf und politische Debatten werden mittlerweile kaum noch auf Basis von Fakten geführt, sondern verstärkt mit Emotionen und allzu oft auch mit Unwahrheiten. Warum sich das ändern muss und was es dazu braucht.

Wer heute politische Erfolge feiern möchte, muss auf Emotionen setzen. Donald Trump macht es in den USA eindrucksvoll vor: Er lügt, dass sich die Balken biegen und wird damit zum Präsidenten gewählt. 

Im Wahlkampf um seine zweite Amtszeit erzählte Trump haarsträubende Märchen von kriminellen Einwanderern, die angeblich Hunde und Katzen essen und versprach den Amerikanern, dass er auf magische Weise alle Preise senken werde. Dabei will er gleichzeitig hohe Importzölle auf ausländische Waren einführen, was üblicherweise die Verbraucherpreise eher in die Höhe treibt, als sie zu senken. Wie genau er also dieses Kunststück vollführen will, sagt er nicht. 

Was Trump da erzählt, ist also im besten Fall sehr unwahrscheinlich und im schlechtesten Fall dreist gelogen. Aber es holt die Leute emotional ab. Es ist das, was sie hören wollen. Und die Geschichte mit den Zuwanderern, die Haustiere essen? Die entpuppt sich nach einer kurzen Internetrecherche als urbane Legende aus rechten Kreisen zur Verunglimpfung von Einwanderern. Also schon wieder gelogen – und brandgefährlich, weil hier Rassismus befeuert wird. Aber es funktioniert. Trump hat mit dieser Strategie der verbalen Aneinanderreihung von populären Unwahrheiten die Wahl gewonnen.

Die letzte US-Wahl ist kein Einzelfall, was die Verschiebung von echten Argumenten hin zu Lügen und Emotionen angeht. Bereits während Trumps erster Präsidentschaftswahl funktionierte das Konzept und auch beim Brexit-Referendumder Briten im selben Jahr waren zuhauf negative Falschbehauptungen über die EU im Umlauf, was den Befürwortern des EU-Austritts zum Sieg verhalf.

Auch hierzulande ist die Tendenz hin zur Emotionalisierung des politischen Diskurses zu erkennen. Man denke nur an die haltlose Aussage der AfD-Fraktionschefin Alice Weidel dazu, dass die Grünen uns das Schnitzel verbieten wollten.

Dieser weltweite Trend ist eine Gefahr für die Demokratie. Solche Vorgehensweisen bringen uns davon ab, echte Probleme zielorientiert anzugehen, indem sie uns mit absurden Aussagen von dem ablenken, was wirklich wichtig ist. Zudem spalten sie die Gesellschaft und schüren Feindbilder. Das wiederum nützt extremistischen Kräften, die solche Darstellungen gerne aufgreifen und ansonsten wenig echte Argumente liefern. 

Wenn wir all das verhindern wollen, müssen wir insgesamt zu einer Debattenkultur zurückfinden, in der wir uns wieder auf Tatsachen konzentrieren und respektvoll miteinander umgehen. Politik muss ehrlicher und damit auch endlich wieder glaubhaft werden. Nur so können das Vertrauen in die Demokratie zurückgewonnen und autokratische Kräfte zurückgedrängt werden. Wir dürfen als Gesellschaft nicht auf die Masche des billigen Populismus hereinfallen und sollten dem eine klare Absage erteilen. 

Dazu braucht es politische Bildung und den Mut, immer wieder auch Falschaussagen als solche zu benennen und richtig zu stellen. Sonst laufen wir Gefahr, auf Populisten wie Trump hereinzufallen und Zielen wie Klimaschutz, sozialer Gerechtigkeit und der Beendigung von Konflikten keinen Schritt näher zu kommen.

Politik und Emotionen werden sich nie ganz voneinander trennen lassen, weil es bei wichtigen Wahlen immer um Entscheidungen geht, die Menschen ganz persönlich betreffen. Allerdings dürfen starke Emotionen niemals gute Argumente ersetzen. Und offensichtliche Falschaussagen haben in Debatten ohnehin nichts verloren. Es wäre deshalb angebracht, sich im politischen Diskurs wieder mehr an den Fakten zu orientieren. Dazu braucht es Argumente statt Emotionen!

Titelbild: erstellt mit KI (Stable Diffusion)


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